Seit 1953

Über die ARGE

Dachverband der Marburger Stadtteilgemeinden

Die Arbeitsgemeinschaft der Marburger Stadtteilgemeinden

Die Arbeitsgemeinschaft der Marburger Stadtteilgemeinden (ARGE) hat sich im Jahr 1953 als Dachverband der einzelnen Stadtteilgemeinden gebildet. Seither sind sie ein Stück Geschichte dieser Stadt, verbunden mit der Gestaltung des kulturellen, sozialen und wirtschaftlichen Lebens. Die ältesten Stadtteilgemeinden gibt es in Weidenhausen, Ketzerbach und Ockershausen.

Die Weidenhäuser stritten seit jahrzehntelang mit dem Magistrat um ihre Rechte um ihr kultiviertes Grabenland in Weidenhausen für das der Magistrat eine Abgabe erheben wollte. Schließlich fuhren die Weidenhäuser 1812 nach Kassel, um dort König Jerome ihr Anliegen vorzutragen. Der König, der vor allem von den Tanzkünsten des 20 Jahre alten „Hoffmanns Lieschen“ sehr beeindruckt gewesen sein soll, überlies den Weidenhäusern das Grabenland auf 99 Jahre in Erbpacht. Dieser Streit führte anschließend zum Zusammenschluss der Eigentümer des Grabenlandes in der Erlengrabengesellschaft.
Auch die Anfänge der zweitältesten Stadtteilgemeinde gehen auf einen mehrjährigen, erbittert geführten Streit mit der Obrigkeit, dem Oberbürgermeister und dem Magistrat der Stadt zurück. Die Ketzerbächer forderten zur Beseitigung des gefährlichen, unhaltbaren hygienischen Zustandes des offenen Grabens in der Ketzerbach eine Überwölbung des Gewässers. Vertreter der anderen Stadtteile im Magistrat lehnten dies wiederholt als Geldverschwendung und auch als Gefahr der Verlagerung des Marktes von der Oberstadt auf die Ketzerbach ab. In einer Protestschrift, wohl eine der ältesten in Marburg, wandten sich 170 Ketzerbächer mit ihrer Klage an die Obrigkeit. Erst eine Anweisung der damaligen Regierung in Kassel zwang den Oberbürgermeister zur Bereitstellung von Mitteln für das Bauvorhaben. Durch eine beträchtliche Eigenleistung der Ketzerbächer konnte 1859 schließlich die Überwölbung verwirklicht werden, deren Anlass noch heute regelmäßig mit einem Straßenfest gefeiert wird. Die lose Interessengemeinschaft führte ca. 100Jahre später zu einem festen, organisatorischen Zusammenschluss in der Ketzerbachgesellschaft.

Andere Stadtteilgemeinden, wie Ockershausen (ein Zusammenschluss von 19 verschiedenen Vereinen) oder Hansenhaus (Nach Gründung eines abseitsgelegenen Stadtviertels an der Straße nach Kirchhain in den 30er Jahren und dem Bedürfnis der Bewohner nach Nachbarschaftshilfe) führte zur Gründung der Hansenhausgemeinde 1934.
Alle anderen Stadtteilgemeinden entstanden erst nach dem 2. Weltkrieg, etwa die Ortenberggemeinde 1994.
Allen gemeinsam war das Ziel, durch den organisatorischen Zusammenschluss von Bürgerinnen und Bürgern deren
Anregungen, Wünsche und Probleme ihrer Mitglieder gegenüber den kommunalen Repräsentanten, insbesondere Oberbürgermeister, Magistrat und Stadtverordneten heranzutragen und
den sozialen Zusammenhalt durch kulturelle, soziale und gesellschaftspolitische Angebote und sonstiger Veranstaltungen und Unternehmungen zu fördern.

Prägend für den aufkommenden Bürgersinn nach der Konsolidierung der Verhältnisse nach dem 2. Weltkrieg Anfang der 50er Jahre war die Neugestaltung des Marktbrunnens. Dank einer Stiftung durch die Brauereifamilie Bopp wurde 1951 der neue Brunnen auf dem Marktplatz fertiggestellt. Durch die im Januar 1951 gegründet Oberstadtgemeinde wurde das 1. Brunnenfest gefeiert aus dem sich später der traditionellen Marktfrühschoppen entwickelte.
Nach der Gründung der Afföllergemeinde im September 1951 beteiligten sich sechs Stadtteilgemeinden aktiv am kommunalen und gesellschaftlichen Leben der Stadt. Mit dem Motto: „Gemeinsam sind wir stärker“ schlossen sie sich 1953 zur „Arbeitsgemeinschaft der Marburger Stadtteilgemeinden“ (ARGE) zusammen. In den folgenden Jahren schlossen sich die Glaskopfgemeinde (1955), die Siedlergemeinschaft Badestube (1969), die Richtsberggemeinde (1971), die Waldtalgemeinde (1974), die Tannenberg-Gemeinschaft (1976), die Zahlbachgemeinde (1986) und die Südstadtgemeinde (1993) an.
Ab diesen Zeitraum gab es eine rege Zusammenarbeit der ARGE mit den Oberbürgermeistern (Gaßmann, Dr. Drechsler). Mindestens einmal jährlich gab es eine Bürgerversammlung der ARGE mit dem Oberbürgermeister und den Mitgliedern des Magistrats in der wichtige kommunalpolitische Belange erörtert und auf den Weg gebracht wurden. Eine unmittelbare Form der Demokratie.

Durch die Gebietsreform 1974 mit dem Anschluss von 18 neuen Stadtteilen und der Erweiterung des Marburger Stadtgebiets änderte sich die Situation grundlegend. In den neuen 18 Stadtteilen wurden Ortsbeiräte aus den Vertretern der politischen Parteien gewählt. Bürgerversammlungen der ARGE mit den kommunalpolitischen Vertretern fanden seither nur noch sporadisch statt. Nach der neuen hessischen Gemeindeordnung hat der Stadtverordnetenvorsteher mindestens einmal jährlich zu einer projektbezogenen Bürgerversammlung einzuladen. Seither gibt es in bestimmten Bereichen eine Parallelentwicklung zwischen der Arbeit der Stadtteilgemeinden und den Ortsbeiräten. Die Ortsbeiräte verstehen sich als Teil der Stadtverwaltung, sind in die bürokratischen Abläufe des Magistrats eingebunden und werden finanziell durch die Stadt unterstützt.
Allerdings vertreten die historisch gewachsenen Stadtteilgemeinden nicht nur die spezifischen Interessen ihrer Mitglieder, sondern übernehmen auch wichtige gesellschaftliche, soziale und kommunale Aufgaben, da sie inhaltlich breiter aufgestellt. Sie erbringen diese Leistung ehrenamtlich, die die öffentliche Hand niemals finanzieren könnte. Ein Blick in die Jahresprogramme der Stadtteilgemeinden gibt einen Überblick in das beachtliche bürgerschaftliche Engagement. Zum 60jährigen Bestehen der ARGE hat Eberhart Dettmering festgestellt: Wenn es die Marburger Stadtteilgemeinden nicht gäbe, müsste man sie erfinden bzw. gründen, denn sie sind nach wie vor ein Erfolgsmodell. Sie sind auch in Zukunft unverzichtbar, denn kaum eine Institution trägt so nachhaltig dazu bei, dass die Bürgerinnen und Bürger sich mit der Stadt identifizieren, weil sie sich in ihren Gemeinschaften gut aufgehoben fühlen.

Heute gehören der ARGE folgende Mitglieder an:
Afföllergemeinde Marburg 1951 e. V.
Erlengrabengesellschaft (Weidenhausen)
Festausschuss Marburger Karneval
Hansenhaus-Gemeinde 1934 e.V.
Ketzerbachgesellschaft e. V.
Oberstadtgemeinde e. V.
Ortenberggemeinde
Richtsberggemeinde e.V.
Siedlergemeinschaft Badestube e. V.
Südstadtgemeinde
Tannenberggemeinschaft e.V. (Stadtwaldviertel)
Vereinsgemeinschaft Ockershausen
Waldtalgemeinde
Zahlbachgemeinde
Schaustellerverband Marburg


Msp, 10. 2022

Logo der Arbeitsgemeinschft Marburger Stadtteilgemeinden

ARGE Marburg
Ketzerbach 21 ½
35037 Marburg

Telefon: 0160 96593723
E-Mail: info@arge-marburg.de

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